Bebauung wird ermöglicht (von Göran Isleib auf come-on.de)

Mit 19 zu 14 Stimmen setzen sich Befürworter im Rat durch: Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Bordinghausen/Asternweg passierte in der jüngsten Sitzung den Stadtrat in Kierspe.
Nach dem Patt, das im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung entstanden war (MZ berichtete), kam es im Rat am Dienstag zur namentlichen Abstimmung. Darauf drängte FDP-Fraktionschef Armin Jung für seine Fraktion in der Sitzung. Der Grund: „Die Entscheidung ist für Kierspe ein wichtiger Punkt und wohl das letzte große Baugebiet, was wir in Eigenregie ausweisen können“, erklärte Jung. Dann könne man später noch nachvollziehen, wer sich um die Entwicklung Kierspes bemüht habe, merkte er spitz an.
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Kerstin Rothstein regte an, dass sich die Besucher der Ratssitzung noch vor der Abstimmung des Rates ein Bild vom Vorhaben machen könnten. Bürgermeister Olaf Stelse unterbrach dafür die Sitzung und Lars Feltens erläuterte als Leiter des Sachgebiets Bauen und Planen anhand eines großen Plans das Vorhaben im Bereich Asternweg und Bordinghausen. Anwohner indes äußerten teilweise Bedenken, weil sie mit verstärktem Verkehr rechnen, wenn irgendwann das Gebiet dann tatsächlich bebaut wird.
Kurz vor der Abstimmung gab es noch eine letzte Aussprache. Carsten Gregor (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte, dass für ihn in der Vorlage weder Weitblick noch eine sinnvolle Planung für die nächsten vielleicht 70 Jahre zu erkennen sei. Er wies darauf hin, dass seine Fraktion das Baugebiet ablehne. „Wenn es in der Vorlage heißt, dass ein enormer Bedarf an Eigenheimen herrsche, warum taucht dann nirgends das Wort Reihenhäuser auf“, warf er ein. Er sehe solch einen enormen Bedarf jedenfalls nicht.
Clemens Wieland, Fraktionsvorsitzender der UWG, signalisierte Zustimmung seiner Fraktion, stellte aber klar: „Mit der UWG wird es später keinen verkehrlichen Durchstich geben, eine Anbindung kann nur über Bordinghausen erfolgen.“ In Richtung Carsten Gregor betonte Wieland, dass bei der Stadt Kierspe sehr wohl eine recht lange Warteliste von Bauwilligen existiere.
Kerstin Rothstein (CDU) erinnerte daran, dass es zunächst nur um einen Aufstellungsbeschluss gehe. „Damit legen wir lediglich fest, dass dort irgendwann gebaut werden kann, was dann dort entsteht und vor allem welche Art von Gebäuden, legen wir erst viel später fest. Wir brauchen Wohnbebauung vor allem auch für jüngere Leute.“ Sie sieht für das Gebiet einer eher mäßige Bebauung und nichts Gigantisches, ergo sei die CDU für den Aufstellungsbeschluss.
„Die Mehrheitsparteien gehen den nächsten falschen Schritt weiter, den sie mit Rathaus I begonnen haben. Jetzt wird der Lauseberg bebaut, das bringt nur Nachteile für die Anwohner da oben. Und wieder einmal wurde ein Wahlversprechen gebrochen“, bemängelte der FWG-Fraktionsvorsitzende Peter Christian Schröder in der Sitzung. „Die FWG wird mit Nein stimmen“, kündigte er an.
„Bei allem Respekt, wenn man keine Zukunftsplanung in dieser Vorlage erkennt, liegt das nicht an der Vorlage“, schrieb Holger Scheel (CDU) den Grünen ins Stammbuch. „Wir reden hier über Stadtentwicklung, wo wir inzwischen den dritten Bauabschnitt vornehmen. Seit Jahren wird uns von anderen in diesem Haus erzählt, das brauche kein Mensch. Und schon wieder ist ein Bauabschnitt voll. Und schon wieder stehen Leute da, die bauen wollen. Und schon wieder gibt es Menschen, die sagen, ‚ich will in dieser Stadt leben‘. Das mag einige überraschen, aber es ist tatsächlich genau so. Denen möchten wir als CDU-Fraktion die Möglichkeit eröffnen, hier vor Ort Eigentum zu erwerben, gerne übrigens auch in Mehrfamilienhäusern“, führte Scheel aus. „Was hier passiert ist wenigstens Stadtentwicklung. Diejenigen, die seit Jahr und Tag nein sagen, sagen allerdings auch nicht, was sie stattdessen wollen.“ Die CDU stehe zu dieser Stadtentwicklung, denn sie habe sich bewährt und den Beweis angetreten, dass das Sinn mache. „Und deshalb gehen wir diesen Weg gerne weiter, um diese Stadt noch ein Stück weiter entwickeln zu können.“
Harsche Kritik an die Adresse der FWG kam von FDP-Chef Armin Jung: „Dass ihr dagegen stimmen müsst, war ja klar. Seid ihr wirklich 20 Jahre lang blind durch Kierspe gelaufen und konntet nicht feststellen, dass die Baugebiete Rathaus I und Rathaus II Erfolgsgeschichten waren? So schnell konnte man gar nicht gucken, wie die Grundstücke gekauft und entwickelt waren.“
„Auch wir stimmen dagegen, wie seit Jahren schon“, kündigte Ratsherr Oliver Busch (SPD) an. Den Einwurf von Holger Scheel, dass die SPD nie Alternativen vorgeschlagen hätte, wies Busch zurück. Man habe einiges vorgeschlagen, unter anderem beispielsweise das Schließen von Baulücken. Mit 19 Ja- und 14 Nein-Stimmen war die Wegrichtung am Ende klar.
(Quelle: Göran Isleib auf come-on.de vom 08.02.2025 https://www.come-on.de/volmetal/kierspe/bebauung-wird-ermoeglicht-93559932.html)