Kreis lehnt Kreisverkehr in Kierspe ab

Ein Kreisverkehr am Wildenkuhlen? Das bleibt wohl zunächst ein Traum. Was im benachbarten Oberbergischen Kreis gut funktioniert, soll es nach Meinung vom Landesbetrieb Straßen.NRW in Kierspe nicht geben. Das sorgt für Unverständnis bei den Lokalpolitikern. Archi © Ruthmann

Artikel aus come-one.de vom14.02.2024, 18:00 Uhr (https://www.come-on.de/volmetal/kierspe/maerkischer-kreis-lehnt-einen-kreisverkehr-in-kierspe-ab-92832230.html)

Von: Göran Isleib

Nach dem Antrag von FDP/FWG gibt es zunächst keinen Kreisel am Wildenkuhlen. Straßen.NRW nennt Gründe, die dagegen sprechen.

Kierspe – Zunächst ausgeträumt ist der Wunsch nach einem Kreisverkehr an der großen Kreuzung Wildenkuhlen. Was im Oberbergischen Kreis an vielen Stellen bestens funktioniert wird im Märkischen Kreis – und hier speziell in Kierspe – nicht vom Landesbetrieb Straßen.NRW unterstützt. Gleiches gelte auch für die Kreuzung Einmündung Osemundstraße/Haunerbusch auf die L 528 (Friedrich-Ebert-Straße). Bürgermeister Olaf Stelse informierte den Rat darüber, dass Straßen.NRW die Kreuzung Wildenkuhlen nicht als Unfallschwerpunkt einschätzt. Die Daten hätten Auffälligkeiten nicht ergeben. Würde die Kreuzung zu einem Kreisverkehr umgebaut, rechnet Straßen.NRW weder mit einer Steigerung der Verkehrssicherheit noch mit einer Verbesserung der Verkehrsqualität.

Durch die Einmündungen zu Nebenstraßen und durch die Linksabbieger bedingt (Kreuzung Haunerbusch, Osemundstraße), ließen sich laut Straßen.NRW Wartezeiten zunächst nicht vermeiden. Sollten sich in diesem Bereich jedoch Änderungen ergeben, schlägt Straßen.NRW die Installation eine Ampelanlage vor. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Armin Jung, die FDP hatte gemeinsam mit der Freien Wählergemeinschaft (FWG) den Antrag für einen Kreisverkehr unter anderem am Wildenkuhlen gestellt, ärgerte sich über die „immer gleiche dumme Antwort von den Behörden.“ Er regte jedoch an: „Ich denke, wir sollten da dranbleiben.“ Die Intention der Antragssteller sei es ja nicht gewesen, einen Umbau der Kreuzung sofort in Angriff zu nehmen. Es gehe vielmehr darum, wenn die Kreuzung Wildenkuhlen saniert werden müsse, dann einen Umbau in Betracht zu ziehen. Man müsste dann unbedingt rechtzeitig Bedarf für einen Kreisverkehr anmelden, um nicht wieder eine Ampel zu bekommen. Erneuert werden müsste die Anlage in einem zeitlichen Bereich von 20 oder 25 Jahren. Da müsse man dann schon mal zehn Jahre zuvor signalisieren, was man dort will. Jung erinnerte daran, wie es beim letzten Mal gewesen sei, als der Wildenkuhlen saniert wurde: „Damals hat man uns gesagt, dass man nur eine bestimmte Zahl von Kreisverkehren realisieren könne.“ Kierspe ging damals sozusagen leer aus. „Also dürfen wir die Ablehnung nicht einfach nur akzeptieren. Die Verwaltung sollte den Wunsch nach einem Kreisverkehr weiter im Fokus behalten.“ Am besten stelle man jedes halbe Jahr einen Antrag, schlug Armin Jung vor, vielleicht kapierten sie es dann. „Es ist unverständlich, wie hier mit den kleinen Städten umgegangen wird. Unsere Bedürfnisse werden einfach nicht gesehen und umgesetzt.“

„Genau das wird auch von der Verwaltung mitgenommen“, versprach Bürgermeister Olaf Stelse. Allerdings sprach er auch an, dass Straßen.NRW große personelle Schwierigkeiten habe.

Detlef Jungmann, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/ Die Grünen: „Kreisverkehre sind bei uns irgendwie das Teufelswerk schlechthin“. Jungmann verwies auf den Oberbergischen Kreis, wo Kreisverkehre bestens funktionierten, sogar direkt zwei Stück hintereinander. Er habe langsam fast das Gefühl, dass bei Straßen.NRW nur noch strafversetzte Mitarbeiter tätig wären.

Was sind die Vorteile eines Kreisverkehrs?

Gegenüber plangleichen Knotenpunkten ergibt sich in Kreisverkehren häufig ein höheres Sicherheitsniveau. Gründe dafür sind die Verringerung der Konfliktpunkte auf 8 gegenüber 32 bei vierarmigen Kreuzungen ohne Lichtsignalanlage, das geringere Geschwindigkeitsniveau und die fehlenden Kreuzungsvorgänge und die damit geringeren Unfallfolgen. Kreisverkehrsplätze sind in der Regel leistungsfähiger als Kreuzungen oder Einmündungen vergleichbarer Größe mit Vorfahrtsregelung, das heißt ohne Lichtsignalanlagen. In bestimmten Fällen (Verkehrsstärken, Verkehrsmischung, geeignete Kreisfahrbahngestaltung) können sie auch leistungsfähiger als Kreuzungen mit Lichtsignalanlagen sein (zum Beispiel Lichtsignalanlagen mit mehr als zwei Phasen). Die Gesamtwartezeiten für alle Verkehrsteilnehmer werden bei optimalen Einsatzbedingungen reduziert, da der kontinuierliche Verkehrsfluss nicht künstlich durch Lichtsignalanlagen mit zwingenden Zwischenzeiten unterbrochen wird. Kreisverkehrsplätze erweisen sich als flexible Knotenpunktform mit vernünftigem Flächenbedarf, günstigen Wendemöglichkeiten, als vorteilhafte Knotenpunktform an Knotenpunkten mit abknickender Vorfahrt, an Knotenpunkten mit mehr als vier Knotenpunktarmen und zur Vermeidung von Kosten für den Bau und Betrieb einer Lichtsignalanlage, die aus Sicherheitsgründen erforderlich ist.

Quelle: Technische Universität Dresden