Neuanfang für die Gewerbeschau?
Gewerbeschau in Kierspe: Neuanfang ist möglich
Erstellt: 12.07.2023, 08:00 Uhr
Von: Göran Isleib (Neuanfang für die Gewerbeschau? (come-on.de))
Nach Antrag der Freien Demokraten aus Kierspe lotet die Stadt Kierspe zurzeit das Interesse bei Gewerbetreibenden aus. Denkbar ist sie auf jeden Fall, die Neuauflage der Gewerbeschau.
Kierspe – Bis in die 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts lockten sie zahlreiche Besucher ins PZ der Kiersper Gesamtschule – gemeint sind die Gewerbeschauen. Dort konnten sich vor langer Zeit heimische Geschäfte und Unternehmen präsentieren, ihre Produkte oder Warensortimente vorstellen und darüber hinaus auch sich selbst als möglichen Arbeitgeber.
1997 war damit Schluss, nach ziemlich genau zwölf Jahren. Ein Blick zurück: 1985 fand die erste Gewerbeschau statt, damals waren 36 Aussteller in der Gesamtschule beteiligt. Das Interesse wuchs von Jahr zu Jahr. Bis zum Jahr 1995 konnte die Anzahl der Teilnehmer immer weiter gesteigert werden, sodass zum Schluss etwa 60 Aussteller mitmachten. 1997 lief dann die zunächst letzte Gewerbeschau, daran beteiligten sich nur knapp mehr als 50 Aussteller. Die Meinerzhagener Zeitung berichtete seinerzeit, dass die von den Ausstellern beanspruchten Flächen deutlich kleiner wurden, das Rahmenprogramm als nicht mehr sonderlich attraktiv galt und sich die Bereitschaft und das Engagement der Aussteller geringer darstelle. Nicht zuletzt galt der finanzielle Aufwand für die Gewerbeschau als zu groß. In den Jahren 1999 und 2000 war es schließlich nicht mehr möglich, die Gewerbeschauen durchzuführen. Bei diesen zwei Versuchen kamen weniger als 40 Meldungen zustande und 2002 versuchte die Kiersper Stadtverwaltung erst gar nicht mehr, das Thema Gewerbeschau auf die Agenda zu setzen.
Vor etwa 22 Jahren dann machte sich der damalige Gewerbeverein Gedanken über neue Strukturen. Der Gewerbeverein hatte seinerzeit auch die Frage in den Raum gestellt, warum die Gewerbetreibenden in die Gesamtschule gehen sollten. Ziel der Vereinsmitglieder sei es vielmehr, die Kunden verstärkt in die Geschäfte zu bringen. Damit war das Ende der Gewerbeschau zunächst besiegelt. Nachdem die einst so erfolgreiche Schau mangels Interesse der Aussteller einfach nicht mehr zustande kommen konnte, setzten sich Anfang 2002 Gewerbetreibende innerhalb des Gewerbevereins an einen Tisch und schmiedeten einen Plan, der im März 2002 präsentiert wurde. Volker Gogoll, damals wie heute Inhaber der Agentur „vogomedia“, stellte mit den Vorstandsmitgliedern Hartmut Lemmer und Dietmar Bliewernitz das Konzept vor. Auch darüber berichtete die Meinerzhagener Zeitung. Im Artikel hieß es unter anderem, dass die für das gleiche Jahr geplante Veranstaltung „Umbaufest 2002“ heißen und an der Kölner Straße stattfinden soll: „Die heimischen Einzelhändler, Handwerker und Gastronomen möchten die Bürger in ihre Geschäfte holen und nicht wie früher ihre Produkte ins PZ schleppen“, erklärte Dietmar Bliewernitz seinerzeit. Das solle aber die Gewerbetreibenden aus dem Dorf und vom Springerweg keineswegs ausschließen, wie Volker Gogoll damals erläuterte: „Sie können Stände oder Ausstellungstafeln zwischen den Geschäften oder auf Freiflächen aufstellen.“ Für die Verpflegung der Besucher sollten die heimischen Metzger, Bäcker, Gastronomen und Getränkehändler sorgen. Die MZ schrieb: „Mit der Veranstaltung verfolgten die ansässigen Geschäftsleute das Ziel, trotz der Behinderungen durch die umfangreichen Straßenbaumaßnahmen den Kunden ihre Angebote zu präsentieren und gleichzeitig mit einem attraktiven Festprogramm für den richtigen Rahmen zu sorgen. Ähnlich wie bei einer Gewerbeschau, so sind entlang der Kölner Straße vom Hagebaumarkt bis zum Denkmal die unterschiedlichsten Aktionen geplant.“
Doch wie kam man damals auf den Namen Umbaufest? „Der Name soll die Belästigungen, die durch die Baumaßnahme entstehen, ins Positive umkehren und die Anwohner etwas für Dreck, Staub und Lärm entschädigen“, sagte seinerzeit Hartmut Lemmer. Die Stadt unterstützte damals das Vorhaben des Gewerbevereins und stellte Flächen sowie Strom und Wasser zur Verfügung.
Am Ende dann war alles gut, das Umbaufest wurde am 28. und 29. September 2002 gefeiert. Während der Jahreshauptversammlung des damaligen Gewerbevereins berichtete Hartmut Lemmer im Oktober 2002 über das Umbaufest und sprach von 70 beteiligten Gewerbetreibenden. Volker Gogoll, in dessen Händen, wie bereits erwähnt, die Organisation lag, zog ein Resümee: „Weil alle Gewerbetreibenden an einem Strang gezogen haben, hat der Erfolg alle Erwartungen übertroffen“, machte er deutlich und schätzte die Zahl der Besucher auf rund 7000. Bereits zwei Jahre später gab es am 13. Juni 2004 eine Neuauflage des Umbaufestes damals mit rund 60 Beteiligten – der Gewerbeverein sah sich damals weiter im Aufwind, bis er sich 2010 auflöste und die Mitglieder nach Beschluss quasi automatisch Mitglied des Stadtmarketingvereins wurden.
Danach wurde es ruhig, es folgten keine weiteren Auflagen von Gewerbeschau und Umbaufest, sie wurden Teil der Geschichte. Bis jetzt. Denn plötzlich kommt Bewegung auf.
Die Kiersper Stadtverwaltung startete einen Aufruf auf dem städtischen Internetportal, überschrieben mit dem Titel „Wiederaufnahme einer Gewerbeschau“. Der eine oder andere wird sich verdutzt die Augen reiben und sich an alte Zeiten erinnert fühlen.
Unter anderem heißt es darin: „Letztmalig in den 90er-Jahren fand im Bereich des Pädagogischen Zentrums und in den angrenzenden Räumlichkeiten der Gesamtschule eine Gewerbeschau statt. Hierbei konnten die in Kierspe ansässigen Gewerbetreibenden ihre Waren und Dienstleistungen einer breiten Öffentlichkeit präsentieren oder für sich als attraktiven Arbeitgeber werben.“
Hintergrund des Aufrufs: Im Februar dieses Jahres hatte die FDP-Fraktion einen Ratsantrag zum Thema gestellt. Darin hieß es, dass die Verwaltung beauftragt werden soll, ab diesem Jahr eine Gewerbeschau in Kierspe wie schon in der Vergangenheit wieder aufleben zu lassen und zu organisieren.“ Die Finanzierung der Schau solle durch die Einnahmen über die Standmieten sichergestellt werden, so der FDP-Fraktionsvorsitzende Armin Jung in dem Antrag. Zur Antragsbegründung führt die FDP aus, dass in Kierspe ansässige Gewerbetreibende wieder die Möglichkeit bekommen sollten, durch eine Messe ihre Dienstleistungen beziehungsweise Produkte zu präsentieren. „Das Vorhaben soll der Steigerung des Bekanntheitsgrades Kiersper Unternehmer in der Bürgerschaft, als auch der Kommunikation und Zusammenarbeit untereinander dienen“, so die Freien Demokraten. Die weitere Idee der FDP: „Diese Veranstaltung könnte alle zwei Jahre stattfinden.“
Zurzeit prüft die Kiersper Stadtverwaltung, wie groß das Interesse seitens der Unternehmen an einer Wiederaufnahme dieser Veranstaltung ist, heißt es seitens der Stadt. Und: „Denkbar wäre ein Termin im Frühjahr oder Herbst 2024“, heißt es im Aufruf.
„Wir haben schon einige positive Rückmeldungen von Gewerbetreibenden“, erläutert Lars Feltens, Sachgebietsleiter Planen und Bauen. In der vergangenen Woche habe man eine weitere Welle gestartet und die Anschreiben an potenzielle Interessenten noch etwas weiter gestreut.
Meldungen
Wer interessiert ist, sein Unternehmen im Rahmen einer Gewerbeschau zu präsentieren, kann sich an Lars Feltens bei der Stadt wenden, er ist zu erreichen unter der Rufnummer 0 23 59/66 11 60 oder via E-Mail unter der Adresse l.feltens@kierspe.de. Die Stadt sammelt Meldungen bis zum 14. Juli.
So geht es jetzt weiter
Was passiert nach dem Ablauf der Frist? „Wir werden anschließend eruieren, ob es sich lohnt, weiter in die Planungen einer solchen Gewerbeschau zu gehen“, so Lars Feltens. Er rechnet damit, dass man Ende August im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung die Ergebnisse vorstellen werde, schließlich war der Antrag im Februar vom Rat an diesen Ausschuss verwiesen worden. Dann müsse der Ausschuss entscheiden, ob die Summe der gemeldeten Interessenten den Aufwand zur Planung einer Gewerbeschau lohne. Lars Feltens selbst sehe die mögliche Wiederbelebung der Gewerbeschau gerade im Hinblick auf die Wirtschaftsförderung sehr positiv. „Damit würden wir den Gewerbetreibenden ein Forum bieten, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.“